Gräfenhainichen liegt im Landkreis Wittenberg, südlich der Elbe, am Rand der Dübener Heide. Die Stadt, deren Anfänge bis ins Mittelalter zurückreichen, war über Jahrhunderte von Landwirtschaft, später auch vom Braunkohletagebau geprägt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich in der Region ein bedeutendes Energiezentrum, dessen Spuren bis heute sichtbar sind.
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Ein besonderes Zeugnis des industriellen Wandels ist das nahe gelegene Freiluftmuseum Ferropolis. Die „Stadt aus Eisen“ entstand auf dem Gelände eines ehemaligen Braunkohletagebaus und zeigt monumentale Schaufelrad- und Eimerkettenbagger, die heute eine Kulisse für Kulturveranstaltungen und Ausstellungen bilden. Ferropolis steht sinnbildlich für den Strukturwandel, den die Region seit den 1990er-Jahren durchlaufen hat.
Einer der bekanntesten Söhne der Stadt ist der Kirchenlieddichter Paul Gerhardt (1607–1676), dessen Wirken bis heute im Stadtbild präsent ist – etwa durch die nach ihm benannte Kapelle im Zentrum. Die Stadtkirche St. Marien, ursprünglich aus dem 13. Jahrhundert, wurde mehrfach umgebaut und bewahrt gotische und barocke Elemente. Auch das kleine Buchdruckmuseum verweist auf die lokale Kulturgeschichte.
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Gräfenhainichen grenzt an mehrere kleinere Gemeinden, darunter Zschornewitz, das mit seiner gut erhaltenen Werkssiedlung ein weiteres Kapitel regionaler Industriegeschichte erzählt. Die Lage zwischen Dessau-Roßlau, Wittenberg und Bitterfeld macht Gräfenhainichen auch im heutigen Sachsen-Anhalt zu einem Ort im Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Gegenwart.