Kaffeesatz

 | Foto: © Werner Pietschmann

Guten Morgen, ich freu mich schon so auf den Urlaub. Hier ist alles so furchtbar. Lauter Deppen.Ich meine immer ich spinne wenn ich in der Nacht mal wieder so einen komisch zusammengeschusterten Traum hatte. Aber was hier rumläuft ist alles andere als ein Traum, das ist Realität. Ein Albtraum. Gut, dann doch ein Traum. Ich kämpfe gerade für die Rechte einer Mutter und ihrem behinderten Kind. Es ist eine Frechheit was hier passiert. Ich bin auf 180 wenn nicht sogar darüber. Mein Zucker ist zu hoch, der Blutdruck sowieso und mit Schlaf ist es auch nicht weit her.

Ich frühstücke gerade und tippe zur Ablenkung ein paar Buchstaben in meinen Computer. Es gibt (wenn ich das Wasser richtig abgemessen habe) zwei Häferl Kaffee und österreichischen Mohnstrudel. Gut, der kommt aus der Fabrik aber das ist immerhin besser als kein Mohnstrudel. Hier gibt es nur den einen. Und stell Dir mal vor, der depperte Computer kann österreichisch aber kein deutsch! Er versteht Häferl aber nicht Mohnstrudel. Wie ich oben geschrieben habe: lauter Deppen. Und österreichisch kann er auch nicht richtig. Er unterringelt mir deppert. Da muss ich doch gleich mal etwas fragen: "Bist deppert?" Nein, nicht Du, ich habe meinen Computer gefragt und der kennt deppert wirklich nicht. Er unterringelt mir sogar unterringelt als unbekanntes Wort, der Vollkoffer. Zufälliger Weise zieht auf der Straße gerade einer seinen vollen Koffer hinter sich her. Kein Schmäh! Ooooh, der Computer versteht Schmäh! Ist ja sensationell! Auch, dass gerade die Sonne raus kommt. Kurz vorher hat mich der Himmel noch seelisch-moralisch unterstützt. Er hat geweint.

So, der Strudel ist weg, die Tastatur vollgeferkelt und... ich bin immer noch müde. Ich muss noch Geschirr waschen, die Waschmaschine anwerfen, bügeln, den Staubsauger Gassi führen, Fenster putzen, Koffer packen, mein Auto reparieren, einen Socken suchen und meinen Kaffee austrinken. Aber heute nicht mehr. Ich kann nicht mehr. Obwohl, für die schwierigste Sache ist - glaube ich - noch ein wenig Kraft vorhanden. Ja, tatsächlich, ich bekomme mein Häferl noch gehoben. Ich komme mir vor wie Super-Man. Im Schlafanzug. Was schreib ich da, den hab ich doch schon gar nicht mehr an... Junge, wie die Zeit vergeht. Und Weihnachten ist auch bald wieder. Und ich werde alt. Gott steh mir bei!

Ich bin gerade total schockiert. Für eine kurze Zeit fehlten mir echt die Worte. Hast Du sicherlich auch gemerkt. Eine Katastrophe jagt die nächste. Glaubst Du nicht? Ist aber so denn nach diesem Text wird bald eine große, grauhaarige Gestalt mit Bierbauch und Badelatschen orientierungslos durch den Früstücksraum einer Urlaubspension schlappen und einen Koffer abstellen. Nein, das bin dann nicht ich, so schlimm ist es bei mir dann auch wieder nicht. Und das ist doch eine gute Nachricht am heutigen Tage.

Bis bald.

Werner Pietschmann | 24.08.2014