Albertkázmérpuszta, ein kleiner Ortsteil der Gemeinde Várbalog im äußersten Nordwesten Ungarns (Komitat Győr-Moson-Sopron), liegt unmittelbar an der Grenze zu Österreich. Die heutige Streusiedlung war bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts Teil eines weitläufigen landwirtschaftlichen Gutskomplexes, der unter anderem von der habsburgischen Linie Albert von Sachsen-Teschen und seiner Gattin Maria Christina geprägt wurde. Der Ortsname leitet sich direkt von Albert Kasimir ab, dessen Einfluss maßgeblich zur wirtschaftlichen Entwicklung des Areals beitrug.

Unter der Verwaltung österreichischer und ungarischer Adelsfamilien entwickelte sich Albertkázmérpuszta zu einem landwirtschaftlichen Zentrum mit engen Verbindungen zu den heutigen Nachbargemeinden im Burgenland. Die Region war durch ihre Lage im pannonischen Grenzgebiet stets von kulturellem Austausch, aber auch politischen Umbrüchen geprägt.

Die Votivkirche „Hl. Stefan“ wurde vermutlich um 1900 im Zuge der letzten Ausbaustufe des Gutsbetriebes errichtet. Sie diente als Andachtsstätte für das Guts- und Hauspersonal sowie als Ausdruck privater Frömmigkeit der Eigentümerfamilie. Architektonisch zeigt sie schlichte historistische und neoromanische Merkmale, wie sie für ländliche Sakralbauten dieser Zeit typisch waren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg führte die Enteignung des Besitzes, verbunden mit Grenzverschiebungen und Umsiedlungen, zur vollständigen Auflösung des Gutsbetriebes. Während viele Gebäude verschwanden, blieb die kleine Kirche erhalten – als seltenes bauliches Zeugnis einer untergegangenen Lebenswelt im heutigen ungarisch-österreichischen Grenzraum.

Heute steht die Votivkirche als stiller Erinnerungsort inmitten einer weitgehend entvölkerten Umgebung. Sie verweist auf die komplexe Geschichte der Region, in der nationale Grenzen, wirtschaftliche Interessen und kulturelle Identitäten über Jahrhunderte hinweg eng miteinander verflochten waren.

Im Umfeld von Albertkázmérpuszta liegt die Stadt Mosonmagyaróvár und jenseits der Grenze zu Östereich die Orte Halbturn und Andau sowie der Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel.